Das derzeit oft graue trübe Wetter mit nur Regen statt schönem Schnee lädt dazu ein, es sich mit einer warmen Tasse Kakao auf dem Sofa gemütlich zu machen und einen Serienmarathon zu starten. Und was eignet sich dazu besser als eine spannende Krimi- oder Mysteryserie, gerne auch mal mit übernatürlichen Elementen und skurrilen Mordfällen. Bereits verstorbene Zeugen werden mittels moderner Technologie durch Beamte befragt. Verheerende Bomben werden in letzter Sekunde via Telekinese entschärft. Egal wie, es ist doch immer wieder schön zu sehen wenn das Gute über das Böse siegt und der Verbrecher endlich gefasst wird. Das alles hat mich zu der Frage gebracht, ob es auch in unserer Welt schon so tolle und futuristisch angehauchte Verfahren zur Verbrechensbekämpfung gibt.
Und ich bin fündig geworden. Wie auf den beiden Bildern zu sehen ist, wird hier die Technologie des 3D-Scans verwendet, um Tatorte zu digitalisieren. Auf dem linken Bild sieht man den 3D-Scanner am Ort des Geschehens, auf dem rechten Bild ist das bereits gescannte und digitalisierte Ergebnis zu sehen. Der 3D-Laserscanner wird zunächst am Tatort an mehreren Standorten aufgestellt. Dann erfasst er mittels Sensoren via Reflexionen der Laserstrahlen die Entfernung vom Messpunkt zum Gerät. Dabei ist der 3D Scanner millimetergenau und kann bis zu 200 Meter weit messen. Dieses Verfahren erspart den Polizeibeamten zum einen mühsames Abmessen und zeitintensives Abstecken der Tatumgebung. Zudem werden auch keine potentiellen Spuren mehr durch das Umherlaufen der Beamten verwischt. Zum anderen kann man aber auch nach Verlassen den Tatort virtuell am Computer sitzend noch betreten und diverse Analysen durchführen. Die hohe Genauigkeit der 3D Rekonstruktion bietet sich vor allem bei Schussdelikten und chaotischen Autounfällen an (Quelle: haz.de). Einschusswinkel oder Geschossflugbahnen kann der Ballistiker nun bestimmen, ohne extra zum Tatort fahren zu müssen.
Einen Schritt weiter geht das Stuttgarter Höchstleistungszentrum mit der Entwicklung von „Cave“, einem 3D-Scan Verfahren, in dem der Tatort zunächst dreidimensional erfasst wird und anschließend mit einer virtuel reality (VR) Brille begehbar ist. „Cave“ stellt dabei eine „Höhle“ dar, die etwa 20 Kubikmeter groß ist. Dieses Verfahren der Rekonstruktion eröffnet nochmals mehr Möglichkeiten für die Ermittler. So kann beispielsweise überprüft werden, ob eine getätigte Aussage auch stimmt und der Zeuge von seinem Standort aus tatsächlich nichts vom Verbrechen sehen konnte. Kritiker der Technologie warnen noch vor möglichen Fehlerquellen bei nicht exakter Nachbearbeitung des 3D-Scans. Das Potential für einen dauerhaften Einsatz ist jedoch vorhanden und soll irgendwann einmal sogar auf dem Smartphone verfügbar sein (Quelle: wissenschaft.de). Es ist auf jeden Fall schon echt beeindruckend, wenn man einen Tatort einfach mitnehmen und als Datei auf einem Computer speichern kann, findet ihr nicht?
Man kann das3D-Scan Verfahren also wunderbar mit der VR-Technologie kombinieren, doch auch eine Verknüpfung mit dem 3D-Druck hat längst Einzug gehalten in die Polizeiarbeit. So wurde beispielsweise vor einigen Jahren in Ohio, USA, das Gesicht eines gefundenen Schädels rekonstruiert und anschließend ausgedruckt. Dabei wurde der Schädel zunächst mit einem 3D-Scanner digitalisiert. Anschließend wurde das Gesicht mit dem Programm „Clay Tools“ aufgebaut. Die Software erlaubt einen schichtweisen Gesichtsaufbau mit virtuellem Ton, was einer herkömmlichen Rekonstruktion sehr nahe kommt. Das anschließend gedruckte Ergebnis konnte in diesem speziellen Fall jedoch nicht als Beweismittel vor Gericht dienen, da die Gesichtszüge durch den Forensiker bzw. Konstrukteur zu individuell ausgelegt wurden. Doch auch hier ist ein zukünftiges Potential zu sehen, wenn die Technologie verfeinert und weiterentwickelt wird und eine neutralere Herangehensweise erlaubt (Quelle: 3d-grenzenlos.de). Forensische 3D-Drucke, in denen das Verfahren schon dienlich war, gibt es aber trotzdem schon.
Auch gibt es noch andere Möglichkeiten des 3D-Drucks, die in der Ermittlungsarbeit eingesetzt werden könnten. So sollten im Jahr 2016 die Fingerabdrücke eines Terroristen aus San Bernadino verwendet werden, welche bereits in einer digitalen Datenbank vorlagen, um sein Smartphone zu entsperren. Man wollte so an Informationen gelangen, die für die Ermittlung wichtig sein konnten. Also konstruierte man den Finger inklusive des dazugehörigen Fingerabdruckes und druckte ihn anschließend in 3D aus. Doch das allein war für das Entsperren des Handys nicht genug, wie folgendes Video zeigt (Quelle: 3druck.com).
Man musste nämlich auch die besonderen Eigenschaften eines Fingers nachahmen. Vielleicht kennt es der ein oder andere von euch ja selbst vom Entsperren des eigenen Handys. Wenn die Hände im Winter beispielsweise zu kalt sind, klappt es nämlich nicht, da der Finger nicht richtig erkannt wird. Druckt man also einen Kunststofffinger mit dem 3D-Drucker aus, so fehlen bestimmte zusätzliche Eigenschaften, welche für das Entsperren nötig sind. Der Wissenschaftler Anil Jain hat darum eine Art dünne Metallschicht entwickelt, welche die Leitfähigkeit eines echten Fingers imitiert. Theoretisch kann man nun auf diese Schicht einen echten oder aber auch einen nachgebildeten gedruckten Finger legen (Quelle: 3druck.com) und das entsprechende Gerät entsperren. Ob das Verfahren letztendlich wie geplant funktioniert hat und auch benutzt wurde, hat man, wohl aus Geheimhaltungsgründen, vor uns verborgen.
Mit fortschrittlichen Technologien lässt sich also viel Ermittlungsarbeit erleichtern, was auf den ersten Blick super aussieht. Doch besteht bei tollen Erfindungen leider auch immer ein Risiko des Missbrauchs. Bekanntlich entwickeln sich die Tricks und Techniken der Täter stets weiter oder werden einfach nur kopiert. So könnten beispielsweise kriminelle Gruppen oder Einzeltäter, die sich auf das Stehlen von Smartphones oder Tablets spezialisiert haben, die Technologie des Entsperrens dazu nutzen, ihr Diebesgut zugänglich zu machen. Auch gibt es bereits immer wieder Versuche, Waffen mit einem 3D-Drucker herzustellen. So wurde beispielsweise vergangenen Monat in den USA angeblich eine Frau mit einer 3D gedruckten Waffe erschossen, obwohl es bis heute keine offizielle Bestätigung der Vermutung gibt (Quelle: 3dprint.com). Doch wäre solch ein Szenario in der heutigen Zeit gar nicht mehr so undenkbar. Gefährlich wäre solch eine gedruckte Waffe unter anderem, weil sie aufgrund fehlender Seriennummer oder Registrierung nur schwer zurückverfolgbar wäre. Und theoretisch hätte jeder 3D-Drucker Besitzer die Möglichkeit dazu.
Bei uns im ViNN:Lab ist es unter anderem genau wegen dieser potentiellen Gefahr verboten Waffen zu drucken. Ich denke, das man trotz der vielen Möglichkeiten heutzutage nicht immer vom Schlimmsten ausgehen sollte. Im Hinterkopf sollte man solche Eventualitäten aber trotzdem behalten.
Die Zukunftsaussichten der Polizeiarbeit scheinen insgesamt jedoch vielversprechend zu sein. Insbesondere die Stadt Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat mit ihrem „Future Police 1957-2057“ Plan bis zu ihrem 100jährigem Jubiläum noch Großes vor. So sollen bis dahin u.a. Polizeistationen mit dem 3D-Drucker gebaut werden (Quelle: wam.ae), wasserstoffbetriebene Ambulanz-Drohnen im Verkehr unterstützen und fahrerlose Polizeiautos eingesetzt werden. Letztere werden natürlich überwacht. Sogar Polizeiroboter, welche alle Sprachen sprechen können, sollen die Verständigung mit internationalem Publikum im eigenen Land erleichtern (Quelle: gulfnews.com). Bei all diesen Beispielen handelt es sich zwar nicht unbedingt nur um Mordfälle und Verbrechensaufklärung. Doch hieran ist gut zu sehen, das auch die alltägliche Polizeiarbeit vielfältig auf dem Vormarsch zur Modernisierung ist. Und vielleicht sorgen all die verschiedenen Möglichkeiten in Summe ja dazu, das es zukünftig weniger Verbrechen gibt und die Welt ein Stückchen sicherer wird.
Was haltet ihr von von dem ganzen Thema? Was kennt ihr für moderne Polizeitechnologien? Habt ihr eine innovative Idee um die Arbeit von Freund und Helfer zu erleichtern? Lasst es mich gerne wissen.