Dass sich einiges im alltäglichen Straßenverkehr innerhalb der nächsten zehn Jahre verändern wird, ist in Zeiten fortschreitender Entwicklung von umweltfreundlicherer und effizienterer Fahrzeugtechnik keine überraschende Prognose mehr. Wenn ich mich mit Leuten über das Thema unterhalte, geht es jedoch immer nur um die Auswirkungen für den Personenverkehr, speziell natürlich die Autobranche. Aber was passiert eigentlich mit den LKWs in Zukunft? Wie wirken sich Digitalisierung, Automatisierung und Umweltschutzmaßnahmen auf die Logistikbranche aus?
Die erste Neuerung, die den Gütertransport auf der Straße optimieren soll, ist die fortschreitende Automatisierung der Fahrzeuge bis hin zum autonomen Fahren. Diese Automatisierung wurde 2014 von der Society of Automotive Engineers in sechs Stufen klassifiziert (Quelle: eurotransport.de). Stufe 0 ist in dieser Einteilung das „normale“ Fahren durch einen Fahrer, bei Stufe 1 und 2 nehmen Assistenzsysteme dem Fahrer einige Aufgaben, wie das Halten der Spur und die Abstandshaltung, ab. Im aktuellen Verkehr werden bereits LKWs bis zur Stufe 2 eingesetzt, die teilautomatisiert fahren. Ab Stufe 3 gilt das Fahren als hochautomatisiert und das System übernimmt selbstständig Teilstrecken. Der Fahrer greift nur noch bei Bedarf ein. Der Einsatz dieser Systeme steht laut Experten kurz bevor, jedoch ist, wenn es um die Einführung dieser Systeme auf den europäischen Straßen geht, die technische Entwicklung deutlich weiter fortgeschritten als die aktuelle Gesetzeslage.
Ab Stufe 3 ist auch das sogenannte Platooning möglich, bei dem die LKWs auf der Autobahn als Konvoi angeordnet fahren, elektronisch miteinander verbunden sind und in Echtzeit miteinander kommunizieren. So sind gemeinsame Manöver, wie Bremsen und Beschleunigen, synchron möglich (Quelle: vda.de). Folglich könnte bis zu 10% Kraftstoff gespart werden und die Autobahnen könnten effizienter und weniger umweltbelastend genutzt werden (Quelle: kloepfel-consulting.com).
Die Stufe 4 beschreibt das vollautomatisierte Fahren, bei dem das System das Fahren vollständig übernimmt und auch hier der Fahrer nur noch bei Bedarf eingreifen soll. Die breitere Einführung von Stufe 4 LKW soll bis 2025 passieren (Quelle: eurotransport.de). Experten gehen auch davon aus, dass bis 2030 dann die Einführung von autonom fahrenden LKWs möglich ist.
Diese LKWs fahren dann nach Stufe 5 und kein Fahrer ist mehr nötig, da die Systeme alle Fahraufgaben eigenständig übernehmen. Auch hier gilt eher die Gesetzeslage als Hürde und macht eine Prognose schwierig, denn das Gesetz schreibt derzeit noch vor, dass ein Fahrer an Bord sein muss. Wenn sich diese ändert, wird in Zukunft auch die Steuerung der Fahrzeuge aus mehreren tausend Kilometern möglich sein, zum Beispiel mit Hilfe modernster Technologien wie der des israelischen Startups Ottopia. Während eines Testszenarios in Stuttgart wurde ein Fahrzeug auf einer Teststrecke in Tel Aviv bewegt. Ottopia nutzt hierfür ihr „In-Vehicle Teleoperation Module“ Dieses Modul vereint Technologien wie „NetWeave“ und „ATAS“. Bei „NetWeave“ werden mehrere Netzwerke in Kombination mit einer Kompression um einen möglichst stabilen Echtzeit Video Stream zu übertragen. „ATAS“ steht für „Advanced Teleoperator Assistance Systems“ und ist eine Sammlung von Algorithmen als Unterstützung bei der Steuerung. Quelle: innovationorigins.com). Demnach werden für das autonome Fahren 360-Grad-Kameras und spezielle 3D-Technologien benötigt, wie z.B. TensorFlow, um die Systeme für die Herausforderungen im Straßenverkehr vorzubereiten. Programme wie TensorFlow unterstützen das künstliche maschinelle Lernen und machen die Systeme damit das autonome Fahren brauchbar.
Für den sicheren Einsatz dieser Technologien wird zudem der Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G benötigt. 5G stellt eine Grundlage für komplexere in Echtzeit arbeitende Fahrerassistenzsysteme dar, da es im Vergleich zu 4G deutlich geringe Reaktionszeiten, sowie einen deutlich gesteigerten Datendurchsatz ermöglicht. (Quelle: https://www.techbook.de) Dieser breite Ausbau wird jedoch nicht vor 2025 abgeschlossen sein. Auch das herkömmliche Berufsbild des Kraftfahrers wird sich mit dieser Entwicklung wandeln, da die Systeme das Fahren zunehmend übernehmen.
Wie man sieht, bringt die Digitalisierung einige Änderungen für Straßengüterverkehr mit sich. Was haltet ihr vom autonomen Fahren?
Falls euch das Thema interessiert, könnt ihr gespannt auf unseren zweiten Teil zu diesem Thema sein, der euch einige Informationen zu alternativen Antriebsarten für LKWs liefern wird.