Die COVID-19 Pandemie hat sich im Laufe der vergangenen Monate wohl bei vielen Menschen in den Alltag integriert. Es ist vielerorts zur Normalität geworden, Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel nur noch mit einem Mundschutz zu betreten. Veranstaltungen finden, wenn überhaupt, oft mit einer geringeren Anzahl an Menschen statt, um den Abstand zueinander bestmöglich zu wahren. Online-Lehrveranstaltungen und Home-Office sind schon längst keine Ausnahmen mehr. Es hat sich gezeigt, dass der Mensch anpassungsfähig ist. Und wenn man sich an all den Menschen all die vielen bunten Masken mit teilweise ausgefallenen und individuellen Motiven ansieht während man gerade auf dem Weg in den Supermarkt ist, dann werden einem die teilweise sehr kreativen Adaptionen erst so richtig bewusst. Obwohl sich viele Menschen inzwischen an diesen neuen Alltag gewöhnt haben und das Beste daraus machen, so ist die Gesamtsituation natürlich trotzdem alles andere als toll. Doch gibt es überhaupt so richtig tolle Aspekte in einer globalen Krise wie dieser?
Das ist natürlich alles Ansichtssache. Tatsächlich aber hat sich unser Klima über die vorübergehenden Einschränkungen sehr gefreut. Durch den beispielsweise stark eingeschränkten Flugverkehr, zeitweise Stilllegungen von Industriezweigen oder auch weniger Kraftfahrzeugen auf den Straßen kam es zu deutlich weniger CO2-Emissionen. Der Himmel wurde blauer, die Luft wieder klarer. Vielleicht ist dem ein oder anderen diese positive Veränderung sogar aufgefallen. Man könnte diese Maßnahmen schon beinahe als einen großräumigen Eingriff bezeichnen, der als Auswirkung eine verminderte CO2-Konzentration zur Folge hatte. Damit käme man schon nahe an die Definition des „Geoengineering“ heran, das solche Vorgänge vorsätzlich und mit technischen Mitteln bestreitet und zum Ziel hat, der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Einfach ausgedrückt versucht Geoengineering das Klima der Erde technisch zu beeinflussen. Nun wurde durch zeitweise Maßnahmen der COVID-19 Krise zwar ein ähnlicher Effekt erzielt, wie es das Geoengineering auch anstrebt, doch war dies nur ein glücklicher Nebenumstand, der bei einer Rückkehr in gewohnte Verhältnisse wohl bedauerlicherweise wieder verpuffen wird. Was jedoch gibt es denn für Möglichkeiten im großen Stil des Geoengineerings um das Klima zu unseren Gunsten zu beeinflussen, den Klimawandel zu bekämpfen oder wenigstens dessen Folgen abzuschwächen? Denn dieser ist durch die aktuelle Situation zwar in den Hintergrund gerückt, aber dadurch ja nicht einfach verschwunden.
Beim Geoengineering wird in zwei Hauptgruppen unterteilt. Zum einen versucht man die Sonneneinstrahlung zu beeinflussen, was auch Strahlungsmanagement (engl. Solar Radiation Management, SRM) genannt wird. Zum anderen wird die bereits erwähnte Reduzierung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre angestrebt (engl. Carbon Dioxide Removal, CDR). Bei beiden Ansätzen werden verschiedenste moderne Technologien in großen aber auch in kleineren Projekten angewendet.
Um eine Erwärmung der Erde durch Sonnenstrahlen zu verhindern, gibt es beispielsweise die Überlegung, diese gar nicht erst zur Erde zu lassen, sondern bereits davor zurück ins All zu reflektieren, beispielsweise in großem Stil durch Versprühen von Schwefel in die Stratosphäre. Hintergrund dieser Maßnahme ist der Vulkanausbruch von 1991 auf den Philippinen, bei denen enorme Mengen an Schwefeldioxid in die Atmosphäre ausgestoßen wurden. Dieses oxidierte zu kleinen Schwefelsäure-Tröpfchen, welche einen Teil des Sonnenlichts zurück ins Weltall reflektierten. Weltweit sank die Temperatur damals um 0,5 Grad Celsius. Man könnte das Schwefeldioxid beispielsweise mit Ballons in die entsprechenden Höhen befördern und verteilen. Was auf den ersten Blick erst einmal recht gut aussieht, hat jedoch gleichzeitig unschöne Nebenfolgen. So führen die Oxidationsprodukte von Schwefel u.a. zu saurem Regen, der sich fatal auf unsere Umwelt auswirken kannQ.
Eine gefahrlosere Möglichkeit, das Sonnenlicht zurück ins Weltall zu reflektieren, sind dagegen weiße Städte und insbesondere weiße Dächer. Die Idee dahinter ist simpel. Helle Materialien reflektieren das Sonnenlicht stärker, wohingegen dunkle Konstruktionen die Hitze speichern. Nun müsste man also nur weiße Gebäude errichten oder bereits vorhandene Häuser mit weißer Farbe anstreichen. Das würde natürlich zunächst einmal hohe Materialkosten und auch Aufwand bedeuten. Die hellen Gebäude würden dann als Folge weniger Hitze speichern, so dass weniger klimatisiert werden müsste, was Energie einsparen würde. Simulationen zufolge könnte man somit vor allem lokale Erfolge erzielen und beispielsweise die Temperaturen in Städten zu sinken. Global betrachtet hat diese Methode wohl aber eher weniger Auswirkungen. (Quelle: www.spiegel.de). Eine interessante und zumindest lokal vielversprechende Idee ist es dennoch.
Richtig futuristisch scheint die Idee eines Sonnenspiegels zu sein, der im Weltall zwischen Erde und Sonne positioniert werden soll. Vorgeschlagen wurde dies vom Physiker Lowell Wood bereits um die Jahrtausendwende. Dieser Spiegel müsste für einen Effekt entsprechend groß sein. Er würde am Lagrange-Punkt L1 positioniert werden. Dies ist ein spezieller und mathematisch berechenbarer Punkt zwischen zwei Himmelskörpern, an dem das Gravitationsverhältnis stabil ist. Der Sonnenspiegel könnte die Erde an diesem Punkt, der etwa dem vierfachen Abstand Erde – Mond darstellt, konstant umkreisen. Ebenso gibt es Überlegungen, statt einem großen ganz viele kleine Spiegel zu positionieren, was in der praktischen Ausführung einfacher sein könnte. Von der Erde aus gesehen würde man, egal welches Spiegelmodell verwendet werden würde, nicht viel davon sehen. Auch würden nur wenige Prozent des Sonnenlichts abgehalten werden, was für einen kühlenden Effekt aber wohl ausreichen würde. Die Kosten und der Aufwand für solch ein spannendes Megaprojekt im Weltraum wären auf jeden Fall enorm. Eine tatsächliche Umsetzung scheint, wenn überhaupt, jedoch noch in weiter Ferne zu liegen. (Quelle Absatz: https://www.livescience.com)
Einige Ideen im Bereich der weltweiten CO2-Reduzierung wie beispielsweise das Aufstellen künstlicher Bäume in urbanen Gebieten mit wenig Natur wurden bereits in vergangenen Beiträgen vorgestellt, wenn auch ohne das Label „Geoengineering“.
Ein weiterer Vorschlag um den Kohlenstoffdioxidgehalt dieser Welt zu verringern, ist, es einzufangen und anschließend zu speichern. Dieses Verfahren nennt man auch Carbon Capture and Storage (kurz: CCS). Dabei soll das CO2 beispielsweise direkt von Kohlekraftwerken abgefangen werden, noch bevor es in die Atmosphäre gelangt. Das aufgefangene Kohlenstoffdioxid muss anschließend so deponiert werden, dass es nicht wieder in die Luft gelangt. Hierfür eignen sich geologische Formationen tief unter der Erde, in denen die Elementverbindung dauerhaft gespeichert werden kann. Um möglichst energiesparend und effizient zu bleiben, ist eine geringe Distanz von der Auffangstation bis zum Speicherort von Vorteil. Generell ließe sich bei diesem Verfahren natürlich argumentieren, ob eine Abschaffung von hohen Emissionserzeugern nicht prinzipiell sinnvoller wäre. (Quelle: https://www.zeit.de/)
Auch Abseits von Land und Luft ist eine Anwendung des Geoengineerings denkbar. So ist beispielsweise eine Düngung des Meeres in bestimmten in bestimmten Regionen mit Eisen denkbar, um das Algenwachstum anzuregen. Die Zugabe des Nährstoffes führt zur vermehrten Bildung von Plankton, welches an den Oberflächengewässern unserer Ozeane lebt und dort Photosynthese betreibt. Das aufgenommene Kohlenstoffdioxid würde dann bei späterem Absterben der Algen auf den Meeresgrund sinken und dort isoliert bleiben. Die bisher erzielten Ergebnisse sind bisher gemischt und die Effizienz nicht herausragend. Ob es langfristige Auswirkungen auf einen daraus resultierenden erhöhten Gehalt von CO2 in den Meeren gibt, muss noch untersucht werden. (https://www.spektrum.de, https://inhabitat.com)
Es gibt noch zahlreiche weitere Anwendungsbeispiele für Geoengineering, die u.a. das Umweltbundesamt sehr ansprechend publiziert hat.: https://www.umweltbundesamt.de/Geo-Engineering. Viele der Ideen kursieren schon seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten. Einige davon klingen vielversprechender als andere. Einige davon verheißen Gefahren als Konsequenz und unerwünschte Nebenwirkungen. Ob ein künstlicher Eingriff ins Klima als Ansatz grundsätzlich der richtige Weg ist, ist natürlich ebenso fraglich. Die Beseitigung der Ursachen, welche für die Klimaveränderungen verantwortlich sind, sollte stets vorrangig bleiben. Wenn alle nicht invasiven Maßnahmen jedoch nicht mehr helfen sollten und die Zeit abgelaufen ist, so ist es dennoch gut zu wissen, dass es vielfältige Lösungsansätze gibt. Was denkt ihr darüber? Lasst es mich gerne wissen.