Ein spannender Exkurs in die Welt der Archäologie

Im ViNN:Lab wurden archäologische Ausstellungsexponate einer Ausgrabung des Ostia Forum Projektes der Humboldt Universität zu Berlin mittels 3D-Druck gefertigt.

Das Ostia-Forum-Projekt (OFP) besteht bereits in abgewandelten Formen seit 2008. Ziel des Forschungsvorhabens von Prof. Axel Gering (Archäologisches Institut, Humboldt-Universität zu Berlin) war es, eine Bestandsaufnahme und Dokumentation der vorhandenen antiken Oberflächen der großen Platzanlagen Ostia anticas herzustellen. Im Grunde genommen bedeutet dies, dass der von den alten Ausgrabungen hinterlassene Ausgrabungszustand ermittelt werden sollte. Alleine bei den oberflächlichen Reinigungsarbeiten in diesem Zuge konnten viele Evidenzen gesammelt werden, die einer hochkaiserzeitlichen Datierung des „Ist-Zustands“ widersprachen. Es stellte sich heraus, dass die alten Ausgräber die Platzanlagen in einem der Spätantike entsprechenden Zustand hinterlassen hatten. In der Folge war es möglich, mittels Micro-Sondagen die Baugeschichte der Platzanlagen Ostia anticas zu ergänzen und zu verfeinern. Bei den Arbeiten am Forum stießen die Untersuchungen auf angelegte Kataster von Marmorabschlägen und Fragmenten ehemaliger Bauornamentik. Diese hatten die alten Ausgräber so sortiert und über gelassen, ohne dass eine wissenschaftliche Dokumentation erfolgt war. Das OFP konnte bei den Nachuntersuchungen viele Fragmente den wichtigsten Gebäuden Ostia anticas zuordnen. Des Weiteren wurde beim Abtragen des Marmordepots entdeckt, dass speziell eines dieser Kataster von den Ausgräbern über einem antiken Kalkofen angelegt wurde. Den Kalkofenrest hatten die Ausgräber jedoch unberührt gelassen. Bei der schichtweisen Dokumentation des Kalkofens tauchten unter ihm erste Deponierungen in Keramikbegrenzungen auf. Die folgenden Ausgrabungen konnten an diesem prominenten Platz in der antiken Stadt ein Heiligtumsareal und hierbei Reste eines Brandaltars belegen. Schon seit vielen Jahren hatte das OFP auf photogrammetrische Dokumentationsverfahren gesetzt. Die Photogrammetrie ist ein Verfahren bei dem Fotos aus verschiedenen Winkeln gemacht und mit einer Software zusammengefügt werden.

Ostia Forum Projekt – photogrammetrische Aufnahmen by Ostia Forum Projekt

Beteiligung ViNN:Lab

Der im ViNN:Lab der TH Wildau erarbeitete 3D-Druck eines photogrammetrischen Modells spiegelt den recht fortgeschrittenen Zustand der Ausgrabung (des projektintern als TFR2 betitelten Raumes) wider. Auffällig in diesen Strukturen ist der alte Brunnen des Heiligtums und eine Abflussrinne, die bei der Opferung von Tieren und diverser anderer Gegenstände notwendig war. Von diesen Opferungen wurden bei der Ausgrabung zahlreiche Überreste in den Deponierungen innerhalb des Heiligtums gefunden.  

Der Druck wurde im FDM Verfahren hergestellt mit einer Druckzeit von über 6 Tagen. Die anschließende Coloration erfolgte im Archäologischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Dieses Ausstellungsstück und viele weitere Exponate werden noch bis September 2022 im Tieranatomischen Theater auf dem Charité-Campus in Berlin Mitte in einer großartigen Ausstellung gezeigt. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.

Bevor das 3D gescannte Geländemodell gedruckt werden konnte, musste die Datei bearbeitet werden. Beim Scannen der Ausgrabungsfläche im Ostia Forum konnte selbstverständlich nur die Oberfläche des Geländes abgebildet werden. Der hohe Detaillierungsgrad des Scans zeigte sich in einer enormen Anzahl von Polygonen in der Datei, so dass eine Bearbeitung zunächst erschwert war. Um die Datei für den Druck zu optimieren, mussten die Polygone reduziert werden ohne dabei zu viele Details der Oberflächenbeschaffenheit einzubüßen.

Für den 3D Druck wurde nun noch ein geschlossener Körper benötigt. Um dies zu realisieren, mussten die obersten Punkte der Polygonstruktur linear ausgerichtet und vier Wände für den Korpus erstellt werden. Dabei wurden die Öffnungen (ursprünglich Türen und Fenster) im Raumgefüge berücksichtigt und Aussparungen frei gelassen. Im Anschluss konnte der Korpus unten geschlossen und extrudiert werden. Um dem fertigen Modell die nötige Stabilität zu geben, wurden die Wände und der Boden recht breit und tief angelegt. Die Bearbeitung der 3D-Datei erfolgte mit dem Programm Blender.

Einige ViNN:Lab Blender Tutorials sind abrufbar unter: YouTube

Pictures: ViNN:Lab