Es ist nicht nur die große Kunst, die wir gestalterisch wahrnehmen. Es sind vielmehr auch die kleinen Dinge, die wir täglich benutzen. „Design ist alles, was wir sehen“, sagte einmal ein französischer Architekt. Dazu gehört auch ein Alltagsgegenstand wie ein scheinbar profaner Mülleimer. Wie dieser im Verfahren mittels parametrischem Design hergestellt wird, zeigt ein Projekt des ViNN:Lab der TH Wildau unter Federführung von Jakub Dlouhý, studentischer Mitarbeiter im ViNN:Lab.

„Gutes Design ist innovativ. Gutes Design ist umweltfreundlich. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“, sagte der bekannte Designer Dieter Rams. Allein: Auch in der klassischen Gestaltung finden sich zu Beginn der 2020er Jahre immer mehr Vokabeln der Mathematik. Parameter, Geometrie, Algorithmus. Es ist nicht mehr nur das Produktdesign durch einen alleinigen Gestalter, der seinen Prototyp oder sein finales Produkt mit analogen Mitteln umsetzt, es ist vielmehr auch die Idee eines generativen oder parametrischen Designs, das mehr und mehr zur Anwendung kommt.

Variabel und anpassbar

So geschehen auch bei der Gestaltung und Modellierung eines Abfallkorbes für das ViNN:Lab der TH Wildau: individuell gestaltet, mehrfarbig, modern, parametrisch angelegt. Technisch gesehen ist parametrisches Design die Verbindung zwischen Programmierung und Design. Und das Produkt einer parametrisch ausgelegten Gestaltung ist ein flexibles Modell der Designidee. Hierbei werden die Kennzahlen der Modellform in einem Algorithmus festgelegt und die Variationen des späteren Produkts sind von den zuvor festgelegten Input-Parametern abhängig. „Parametrisches Design hat den Vorteil, dass man auch am Ende des Designprozesses fast alles anpassen kann. Dazu müssen nur die Parameter verändert werden“, sagt Jakub Dlouhý. „Und im Falle des Abfallkorbes kann man neben der grundsätzlichen Form auch beispielsweise die Anzahl der Lamellen auf der Oberfläche verändern und gegebenenfalls erweitern“, fügt Jakub weiter an.

Parametrisches Design mit Rhino und Grasshopper

Entworfen wurde das Endprodukt des Abfallkorbes mithilfe des Programms „Grasshopper“, eine visuelle Programmiersprache und -umgebung, die in der computergestützten 3D-Designanwendung Rhinoceros ausgeführt wird. Der Gestalter kann die Geometrie des Objektes mittels Vektoren, Tangenten, Steigungen über verschiedene Start- und Endpunkte und Algorithmen erstellen. Was grafisch als Schaubild kompliziert aussieht, nämlich die verschiedenen Verbindungen der einzelnen Punkte über Geraden und Kurven, dient dann als rechnerbasiertes Modell für den späteren Druck, hier im ViNN:Lab mittels des BigRep 3D-Druckers. Parametrisches Entwerfen verkürzt damit den iterativ aufgebauten Designprozess und bringt auch den Modellierungs- und Gestaltungsprozess auf eine neue Ebene.

Ein ViNN:Lab-Workshop-Video mit Jakub Dlouhý zum Thema „Parametrisches Design“ ist abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=OSXvUx9_1Jo