Dank Corona sparen in diesem Jahr viele Menschen viel Geld, das andernfalls für Reisen in ferne Länder und unbekannte Orte ausgegeben worden wäre. Die Liste der Risikogebiete, also wie gefährlich Urlaub derzeit in welchen Ländern ist, verändert sich ständig. Ebenso die Reisebestimmungen und -empfehlungen. Manch einer wagt die Reise an die lang ersehnte Destination trotzdem. Und manch ein Urlaubsziel wird mit viel Pech auch erst zum Risikogebiet erklärt, wenn man bereits einige Zeit dort war und gut erholt ist. Kehrt man dann von solch einem Risikogebiet zurück, stehen oftmals die Klärung nach Quarantänezeiten, die Kommunikation mit dem zuständigen Gesundheitsamt oder sogar ein Test auf COVID19 auf dem Programm. Letzteres kann man in manchen Städten wie beispielsweise Berlin bereits am Flughafen direkt nach der Landung machen. Das klingt alles nicht sonderlich spaßig und so, als wäre man anschließend genauso wenig erholt wie vor dem Urlaub. Die einen haben ihren Urlaub nach hinten verschoben in der Hoffnung, das Reisen gegen Jahresende vielleicht wieder einfacher und gefahrloser wird. Die anderen verzichten derzeit einfach ganz auf weite Reisen und bleiben lieber in heimischen Gefilden. Denn auch das eigene Land kann ja ganz reizvoll sein und nur die wenigstens Menschen kennen es in all seinen Facetten. Und wer möchte schon den ganzen Tag am anderen Ende der Welt neben anderen Touristen faszinierende Sehenswürdigkeiten bestaunen und dabei ständig eine Schutzmaske tragen? Doch gibt es nicht vielleicht schon Innovationen und Ideen, die einem trotz der diesjährigen Einschränkungen eine erholsame Zeit bescheren können und das Fernweh etwas mildern?
DIE ultimative Lösung für einen Urlaub zu Pandemie-Zeiten gibt es leider nicht. Teleportationsmaschinen, die einen in Windeseile an einen menschenleeren Strand mit Palmen und Kokosnüssen eine sichere kontaktlose Zeit bescheren, existieren nämlich noch nicht. Und auf virenfreie Exoplaneten als Erholungsziel können wir aufgrund der fehlenden Möglichkeit des interstellaren Reisens auch noch nicht ausweichen. Doch bietet die Technologie der Virtuellen Realität, meist als „Virtual Reality“ (kurz VR) bezeichnet und damit verbundenen 3D-Elementen zumindest einen zeitweisen Ausstieg aus dem Alltag, wie einige interessante Projekte und Zukunftsideen eindrucksvoll demonstrieren.
So fand vergangene Woche zum zweiten Mal das „Places _ Virtual Reality Festival“ in Gelsenkirchen statt. Es handelt sich hierbei um Deutschlands erstes und größtes Festival, das ganz den Themen Augmented, Mixed und Virtual Reality gewidmet und für jeden frei zugänglich ist. Vor Ort konnte man sich mittels VR Brille in andere Welten begeben und teilweise auch mit Controllern in diesen virtuellen Umgebungen interagieren. Natürlich wurden die VR-Brillen nach jedem Benutzen gründlich desinfiziert und auch die einzelnen „Erlebnisstationen“, die großflächig verteilt waren, hatten genügend Abstand zueinander, ebenso wie die Wartenden. An den Stationen konnte man beispielsweise VR Spiele ausprobieren, virtuelle Kirmesfahrten genießen oder auch das Leben eines Bergwerkarbeiters miterleben. Das Motto des Festivals war aufgrund der Gesamtsituation ‘Meaningful VR’. Diesbezüglich wurden Einblicke in VR-Trends und dazugehörigen Technologien in u.a. der Medizin ermöglicht, die abseits des reinen Unterhaltungssektors anzutreffen sind. Somit wurden auch ernstere Themenschwerpunkte aufgegriffen, die das Erlebnis noch bereichert und eine Vielfalt dargeboten haben (Absatz Quellen: https://www.kreativquartier-ueckendorf.de/ https://www.lokalkompass.de/gelsenkirchen). Das nächste Festival ist bereits für kommendes Jahr geplant.
Der kanadische Hard- und Softwaredesigner Izuchukwu Okongwu arbeitet derzeit an der Realisierung eines VR-Fahrrad-Systems „Blync“, mit dem es möglich ist, ausgedehnte Radtouren im eigenen Wohnzimmer zu absolvieren. Absolut sicher und ohne Kontakt. Dabei wird das eigene Fahrrad mit Geschwindigkeits- und Richtungssensoren ausgestattet. Die Daten daraus werden dann während des Radelns in eine virtuelle Umgebung umgesetzt. Man bewegt sich den Fahrradbewegungen entsprechend im virtuellen Raum, der aus verschiedenen Landschaften besteht. Dieser ist so konzipiert, dass man auch den Blickwinkel ändern und in die Schulterperspektive (Ansicht aus der dritten Person, auch third person view genannt) wechseln kann. Auch hier trägt man eine VR-Brille. Bei Unverträglichkeit oder auf Wunsch kann man sich die Gegenden, durch welche man radelt, aber auch ganz konventionell im 2D Format auf einem Bildschirm ansehen. Eine dazugehörige App misst zusätzlich die zurückgelegte Strecke und die verbrannten Kalorien. Die Möglichkeit von Online Gruppenfahrten soll ebenfalls implementiert werden, wenn man mal nicht alleine radeln möchte. Die Eins-zu-Eins-Übersetzung der Fahrradbewegungen in einen wunderschönen virtuellen Raum klingt auf jeden Fall sehr reizvoll. Und auch das man die beiden Sensoren als externen Teil des Systems beliebig an ein Mountainbike, Rennrad oder andere Fahrradarten anbringen kann, klingt verlockend. So kann man einfach ganz entspannt mit dem eigenen Fahrrad in seiner Komfortzone durch die Welt radeln, Fahrradreisen machen und die Umgebung genießen. Bei der gesamten Idee auf das altbekannte Fahrrad als eines der beliebten Fortbewegungsmittel zurückzugreifen, scheint logisch und gut realisierbar. Ist die Kickstarter-Kampagne erfolgreich, dann sollen die ersten Simulationspakete Anfang 2021 erscheinen (Quelle: https://newatlas.com/bicycles).
Eine amüsante Idee die Reiselust zur Corona-Zeiten ansatzweise zu befriedigen, findet man in Japan. Hier hat eine Firma im Tokioter Stadtteil Ikebukuro eine virtuelle Fluglinie „FirstAirlines“ eingerichtet, mit der man Ziele in der ganzen Welt bereisen kann. In einer nachgebauten Kabine einer ausrangierten A310 Maschine kann man in nur zwei Stunden nach Hawaii, New York und Co. fliegen. Wählen darf man wie im wahren Leben auch zwischen Business- und First-Class. Die Preise unterscheiden sich dabei natürlich. Passagiere betreten das „Flugzeug“ durch ein Check-in Gate, es gibt Sicherheitsvorführungen und sogar Hilfe beim Verstauen des Handgepäcks. Die schweren Koffer mit Kleidung und Kosmetik darf man bei diesem Reiseerlebnis gerne zu Hause lassen. Durch Audioeffekte und virtuelle Fenster wird der Startvorgang möglichst realistisch imitiert. Die üblichen Flugansagen bestärken diesen Effekt nur. Die Aussicht auf Wolken und blauen Himmel kann man durch besagte Fenster genießen. Während des Flugs wird Essen serviert, das an die lokalen Spezialitäten des Reiseziels angepasst ist. Die Kabinen-Crew besteht aus ehemaligen Mitarbeitern von Fluglinien, um das Erlebnis so realistisch wie möglich zu gestalten. Nach Ankunft am gewählten Ziel werden den Passagieren VR-Brillen gereicht, mit denen sie eine virtuelle 360° Tour der Hauptattraktionen erleben können. Dabei können sie sich ganz bequem in ihren Sitzen zurücklehnen und beispielsweise das Empire State Building oder ein Naturerlebnis in Neuseeland virtuell bestaunen. Das gesamte Erlebnis kostet inklusive Essen etwa 60€ und ist für Menschen, denen das Fliegen und Fernreisen fehlt, sicherlich eine nette kurzweilige Kompensation. So kann zumindest ein Teil des Urlaubes nacherlebt werden. Ob der Flug, welcher hier den längsten Anteil des Spaßes einnimmt, bei einem normalen Urlaub für die meisten Menschen so erinnerungswürdig ist und nicht doch eher mit Stress verbunden wird, bleibt jedem selbst überlassen. Kreativ ist dieses Projekt jedoch allemal und scheint auch genügend Interessenten zu haben. (Quellen Absatz: www.nzherald.co / https://simpleflying.com/japan)
Virtual Reality bietet spannende Möglichkeiten, der Realität zu entfliehen. Benutzt man sie in den eigenen vier Wänden, so steht einem zunächst jedoch eine recht kostenintensive Erstanschaffung bevor. Noch lange ist die Technologie nicht soweit, dass man wie in Science-Fiction Abenteuern sein Bewusstsein in virtuelle Umgebungen laden und ein nahezu hundertprozentig realistisches Erlebnis erfahren kann. Ohne eine VR-Brille kommt man also noch nicht aus. Diese kann mit der Zeit sicherlich auch mal unbequem werden. Der Spiele-Markt, der u.a. auch beeindruckende Naturerlebnisse beinhaltet, ist derzeit wohl noch der größte Bereich der VR-Technologie und hat bereits vor einigen Jahren Einzug gehalten. Andere Bereiche ziehen nach und insbesondere die Reisebeschränkungen durch die aktuelle Krise bieten hier viel Potential. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie weit der virtuelle Tourismus und VR allgemein sich zukünftig noch entwickeln wird. Was denkt ihr über das Thema? Wisst ihr von anderen tollen VR-Projekten, die einen zeitweisen Ausstieg aus dem Alltag ermöglichen? Wie sieht euer Urlaub dieses Jahr aus? Erzählt mir doch gerne davon.