Das neben Luft, Wasser, Schlaf, Kleidung und Unterkunft auch Nahrung zu den essentiellen Grundbedürfnissen gehört, ist wohl nicht neu. Essen müssen wir schließlich alle und die meisten von uns tun dies auch mehrmals am Tag. Dabei gibt es so viele unterschiedliche Ernährungsweisen und skurrile Essgewohnheiten, das man schon alleine darüber viel berichten könnte. Wirft man bei diesem Thema Stichworte wie ‚Innovation‘, ‚Zukunft‘ und ‚Technologie‘ in den Kochtopf, dann stößt man auf interessante kulinarische Projekte, aber auch praktische Entwicklungen, bei denen mithilfe von insbesondere 3D-Druckern weitere Essensrevolutionen realisiert werden sollen. Ein paar davon habe ich mir im Folgenden einmal angeschaut.
Es wird zwar immer gesagt, man soll mit dem Essen nicht spielen, aber wenn man sich die Idee der Food- und Konzeptdesignerin Chloé Rutzerveld anschaut, dann sieht zumindest das Ergebnis wie ein verspieltes kleines Kunstwerke aus. Es handelt sich bei dem Abschlussprojekt Chloé’s an der Technischen Universität Eindhoven von 2014 um ein Mini-Ökosystemen, welches aus essbaren Ressourcen entstanden ist. Dabei wurde zunächst aus einem Lebensmitteldrucker ein teigartiges Gefäß gedruckt. Dieses besteht aus Agar, einer Substanz, die u.a. als veganer Ersatz für Gelatine genutzt und aus Zellwänden einiger Algenarten hergestellt wird. Anschließend wurde die kleine Teig-Korb-Sphäre mit Pilzen, Samen, Sporen und Hefe bestückt. Innerhalb weniger Tage entstand dann das auf dem Foto zu sehende ansehnliche Gebilde, das nun zum Verzehr bereit ist. Während des Reifeprozesses sind die Pilze herangewachsen und die Samen gekeimt. Die Hefe hat die recht stabile Gefäß-Struktur etwas weicher, flüssiger und somit besser essbar gemacht. (Quelle: www.bizcommunity.com)
Bei dem Projekt handelt es sich laut Chloé um eine Vision, wie in Zukunft eine Verbindung zwischen nachhaltigen Lebensmitteln, Wissenschaft, Technologie und Design geschaffen werden kann. Da so ein essbares Mini-Ökosystem aber insbesondere einige Zeit zum Reifen in Anspruch nimmt und zudem noch nicht tauglich für die Massenproduktion ist, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir diese hübschen Gebilde auf unseren Tellern vorfinden. (Quelle: www.bizcommunity.com) Ich finde bei dem Konzept besonders interessant, dass das Essen nicht bereits komplett fertig ausgedruckt wird, sondern das Grundgerüst, auf dem alles Weitere aufbaut. Das inkludiert die Aspekte des Anbauen und Gärtnern, wenn auch nur über einen kurzen Zeitraum, da man ja nicht ewig auf sein Essen warten möchte. Ich könnte mir vorstellen, das man die Teig-Körbchen letztendlich den eigenen Geschmack und Vorlieben entsprechend mit Samen und Ähnlichem bestückt, solange diese ‚Zutaten‘ keine allzu lange Reifezeiten benötigen.
3D-Druck im kulinarischen Bereich bedeutet oft eine optische Aufwertung von Essen. So gibt es inzwischen 3D-Lebensmitteldrucker, die beispielsweise für kreative Kuchendekorationen oder individualisierte Schokoladentafeln eingesetzt werden. Auch ermöglicht diese Technologie neue Kombination von Zutaten, falls es dem Entwickler gelingt, die Konsistenz bestimmter Lebensmittel so zu verändern, das sie für den 3D-Drucker einsetzbar ist. Ein sinnvolles Anwendungsbeispiel für solch eine Textur-Veränderung, die gleichzeitig den Anspruch hat, auch optisch gut dazustehen, ist die Versorgung älterer Menschen mit Lebensmitteln aus dem 3D-Drucker. Ältere Menschen haben oft mit Kau- oder Schluckstörungen zu kämpfen. Dies kann bei Verschlucken von Nahrung zum einen sehr gefährlich werden, zum anderen kann es die Bereitschaft zur Nahrungsaufnahme sowie den allgemeinen Appetit vermindern. Als Folge dessen findet man oft zubereitetes Essen, das durch weiche Konsistenz wie beispielsweise Püree deutlich besser zu essen ist, aber nicht unbedingt ansprechend aussieht. Um dem Entgegenzuwirken, wird an der Entwicklung von 3D-gedruckter Nahrung gearbeitet, die beide Anforderungen erfüllt.
Wie auf dem oberen Bild zu sehen, hat man hier versucht, eine Hühnerkeule mit Kartoffeln und Soße durch einem 3D-Drucker nachzubilden. Jedoch besteht die Mahlzeit in Wirklichkeit aus Brokkoli, Blumenkohl und Kartoffelpüree und ist somit rein pflanzlicher Natur. Dem Ganzen wurden zudem noch Vitamine, Kalzium und andere Nährstoffe hinzugefügt. Die Zutaten wurden anschließend in einen 3D-Lebensmitteldrucker gegeben und mit einem Geliermittel vermischt, um die Textur zu stabilisieren, damit sie nicht zu flüssig ist. Nach dem Druck in die gewünschte Form wurde das Gericht eingefroren und vor dem Verzehr wieder aufgewärmt. Natürlich kann man das Ganze aber auch sofort essen.
Die Resonanz dieses Projekts, das inzwischen schon einige Jahre alt ist, war insgesamt positiv. Man konnte einen gesteigerten Appetit der Senioren und auch eine Gewichtszunahme verzeichnen. Leider ist auch hier noch keine Massentauglichkeit gegeben, da zum Beispiel der Druck eines Gerichts noch recht lange dauert. Die Zeit, die man also benötigen würde, um ein ganzes Seniorenheim zu versorgen, wäre noch viel zu hoch. Die Möglichkeiten bei einer Weiterentwicklung sind jedoch vielversprechend. So könnte man den leckeren Gerichten auch notwendige Nährstoffe individuell hinzufügen, damit Mangelerscheinungen gar nicht erst auftreten. (Quelle Abschnitt: zstworld.wordpress.com)
Für ältere Menschen, die oft sowieso schon weniger Appetit haben, ist ein ansprechende Mahlzeit äußerst wichtig um eine adäquate Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Doch auch für Astronauten, die lange Zeit im Weltall sind, ist ein leckeres Essen abseits der oftmals eher praktischen Weltraumnahrung eine sehr dankbare Angelegenheit. Verschiedene Raumfahrtorganisationen, so auch die NASA, strebt eine Reise zum Mars in gar nicht allzu ferner Zukunft an. Doch allein die Hinreise zum roten Planeten wird mehrere Monate dauern und wer würde bei so einer aufregenden Reise nicht auch mal etwas wirklich Leckeres zu sich nehmen wollen? Das anfänglich von der NASA geförderte Unternehmen BeeHex entwickelte bereits vor vielen Jahren einen 3D-Drucker, der Pizza herstellt. Dafür werden nach dem üblichen 3D-Druckverfahren die einzelnen Schichten nacheinander aufgetragen. Zunächst der Teig, anschließend Sauce und schlussendlich der Käse. Da im Weltall keine frischen Lebensmittel unendlich lange gehalten werden können, werden alle Zutaten in Pulverform gelagert, die mittels Öl und Wasser verflüssigt werden. Die Form der Pizza kann verändert und einzelne Zutaten können variiert werden. (Absatz Quellen: www.inverse.com, www.digitaltrends.com) Bemannte Langzeitmissionen liegen noch in der Zukunft, weswegen dieser 3D-Pizza-Drucker auch auf der Erde Anwendung findet. Wenn es aber mal so weit sein sollte, dann ist der psychologische Effekt, den eine heimische Pizza auf Astronauten haben kann, bestimmt nicht zu verachten.
Welche 3D-Lebensmitteldruck-Idee gefällt euch am besten? Gibt es andere kulinarische 3D-Druck Beispiele, von denen ihr begeistert seid? Erzählt es mir doch gerne.