Wenn man ein gebrauchtes Auto vor dem Kauf im Internet bei einem gewerblichen oder privaten Anbieter begutachten möchte ist oft große Vorsicht geboten, da die Angaben zum Zustand des Fahrzeuges und die zugehörigen Bilder vom Anbieter manipuliert worden sein könnten. Gerade, wenn das gewünschte Fahrzeug mehrere hundert Kilometer weit weg steht, sind die Angaben aus der Anzeige für die Entscheidung einen Besichtigungstermin zu vereinbaren, ausschlaggebend und vom Verkäufer manipulierte Angaben können zu großen Enttäuschungen vor Ort führen. Das Start-up „Twinner“ aus Leipzig hat eine Lösung für dieses Problem gefunden. Mit Hilfe eines 360°-Scanners erstellen sie in ihrem „Twinner“ ein extrem detailliertes 3D-Abbild des Gebrauchtwagens, den sogenannten „Digital Twinn“ (Quelle: youtube.com Twinner).
Zum Scannen wird der Wagen mit einem QR-Code und der Fahrzeugidentifikationsnummer im System angelegt und in den „Twinner-Space“ gefahren, welcher eine riesige, runde Kabine voller Kameras und Sensoren ist (Quelle: autobild.de). Während dem Scan, der zwischen zwei und sechs Minuten dauert, dreht sich das Auto und es werden tausende Aufnahmen vom Auto gemacht, die sich zu einem 360°-Panorama zusammenfügen am Computer. Die Kameras im Twinner-Space haben eine Auflösung von 50 Megapixeln und ermöglichen so, zusammen mit den 100.000 verbauten LEDs, später eine extrem detailreiche Ansicht des Fahrzeugs, bei der selbst kleine Kratzer und Steinschläge sichtbar gemacht werden (Quelle: youtube.com Galileo). Die Sensoren nutzen Infrarot- und UV-Technologie und zeigen dadurch Lackunterschiede, messen Reifenprofiltiefe und erkennen Spaltmaße am Fahrzeug, die nicht mit den Daten vom Hersteller übereinstimmen (Quelle: kfz-betrieb.vogel.de). So können Betrüger überführt werde die zum Beispiel einen Unfallschaden verheimlichen wollten. Neben den Kameras außen wird im Innenraum eine 360°-Sphärenkamera eingebaut, die den gesamten Innenraum scannt und auch diesen für Betrachter detailliert digitalisiert (Quelle: autobild.de).
Die digitale Version des Gebrauchtwagens bietet dem Kunden so die Möglichkeit das Äußere des Wagens, das Innere, den Unterboden und sogar den Motorraum, zu betrachten. Twinners Motto ist, dass das System mehr sichtbar macht, als das bloße Auge beim Betrachten sehen könnte (Quelle: twinner.com).
Die Daten werden anschließend in eine Cloud geladen und ein Team aus zehn Gutachtern und Verkaufsberatern bei Twinner in Halle wertet diese aus. Bei der Auswertung werden Schäden und Besonderheiten in der Ausstattung mit sogenannten digitalen Tags markiert, so dass der Betrachter des Fahrzeugmodells auf diese Merkmale aufmerksam wird (Quelle: autobild.de). Twinner behält hierbei die Hoheit über die Daten, so dass diese nicht vom Verkäufer manipuliert werden können. Der Verkäufer bzw. Händler kann lediglich allgemeine Angaben, wie Kilometerstand und Erstzulassung, hinzufügen, die später zu dem Modell im sogenannten „Twinner-Showroom“ angezeigt werden. In Zukunft möchte Twinner auf künstliche Intelligenz bei der Auswertung der Bilder der Fahrzeuge setzen. Das System soll die relevanten Merkmale eigenständig erkennen und taggen. Zudem soll das System Preisvorschläge erstellen können (Quelle: youtube.com Gailileo).
Das Konzept von Twinner bietet Vorteile für Käufer sowie Händler, denn der Handel mit Fahrzeugen im Internet wird sowohl ehrlicher als auch schneller und unabhängiger von Wetter, Öffnungszeiten, etc. Laut der Plattform „Statista“ stehen Gebrauchtwagen in Deutschland durchschnittlich 107 Tage vor dem Verkauf beim Händler, der Einsatz von Twinner könnte diese Zahlen für einen Händler deutlich verkürzen. Bei ihrem ersten Auftrag im Frühjahr 2019 verkaufte das Unternehmen durch ihr Konzept 1000 Gebrauchtwagen des Herstellers Fiat innerhalb weniger Tage (Quelle: lvz.de). Auch der erste Nutzer eines Twinner-Spaces, das Autohaus Renault König in Halle, beschreibt das Verkaufserlebnis als vertrauenserweckender und schneller durch Twinner (Quelle: youtube.com Galileo).
Twinner hatte stand Dezember 2019 sieben Twinner-Spaces in ganz Deutschland, sowie zwei in China. Im Laufe des Jahres 2020 wollen sie global expandieren und werden dabei durch Förderungen von Investoren im zweistelligen Millionenbetrag unterstützt (Quelle: gruenderszene.de).Sie suchen zudem immer neue Partner im Handel, aber auch Gutachter und Leasinggesellschaften gehören zu ihrer Zielgruppe. Twinner verdient Geld mit „pay per use“, was bedeutet, dass Twinners Kunden nicht investieren müssen um einen Twinner-Space aufzustellen, sondern ca. 25 Euro pro gescannten Fahrzeug an Twinner zahlen (Quelle: kfz-betrieb.vogel.de).
Wie seht ihr das Konzept von Twinner und die Erfolgschancen auf dem Gebrauchtwagenmarkt? Ich finde das Konzept toll, um ein erstes Interesse am Fahrzeug zu wecken, was zu größerem Kaufinteresse führt, jedoch könnte mich das visuelle alleine denke ich nicht zum Kauf eines Autos bewegen, da für mich das entscheidende der Motor und das Fahrgefühl sind. Es ist also meiner Meinung nach wie eine Dating-App für Autos.
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