Umweltkiller „Fast Fashion“

In der heutigen Zeit von Klimawandel und weltweiten „Fridays for Future“ Demonstrationen begegnet mir immer häufiger der Begriff „Fast Fashion“. Mir sind insbesondere Konzepte von veganer Mode und plastikfreier Kleidung bekannt, aber auch diverse Label, die für faire Produktion einstehen, sind mir nicht neu. Doch unter „Fast Fashion“ konnte ich mir zunächst nur vage etwas vorstellen. Deswegen habe ich das Thema einmal etwas näher beleuchtet, um mir und dir einen kleinen Einblick darin zu geben.

Was also ist „Fast Fashion“ überhaupt und was hat unsere Kleidung mit der Umwelt zu tun oder sogar mit der Rettung der ganzen Welt? Noch vor einigen Jahren gab es in der Modebranche nur wenige große Zyklen und man konnte beispielsweise den Jahreszeiten entsprechend neue Kleidung in den Geschäften vorfinden. Hervorzuheben sind dabei vor allem die Frühling/Sommer sowie die Herbst/Winter Kollektionen, die durch die Temperaturunterschiede natürlich auch Sinn machen. Ich bin früher gerne zu den Sommer- und Winterschlussverkäufen gegangen und habe nach dem einen oder anderen Schnäppchen gesucht. Die Welt der „Fast Fashion“ hat jedoch deutlich mehr solcher Zyklen, mitunter zwölf pro Jahr, und wechselt ihre Kollektion somit teilweise monatlich. Vor allem große Billigketten nutzen dieses Geschäftsmodell und reduzieren ihre Preise nochmals zum Zyklus-Ende. Doch jeden Monat neue billige Klamotten zur Verfügung zu haben, also praktisch ständig im „Sale“ einkaufen zu gehen, ist doch toll oder findest du nicht?

Bei diesem Verkaufskonzept müssen natürlich Unmengen an Kleidung produziert werden und somit ist es naheliegend, dass auch viel übrig bleibt, was dann irgendwie verwertet werden muss. Nämlich verbrannt zum Beispiel. Weiterverkaufen lohnt bei den billigen Produktionswegen nämlich nicht. Jeder von euch hat bestimmt schon mal in einem der vielen Medienberichte Modenäherinnen aus Bangladesch gesehen, welche für einen Hungerlohn unter dem Existenzminimum und unter unwürdigen Arbeitsbedingungen unsere Kleidung herstellen. Zustände wie diese erlauben es den Modeketten nämlich ihre Kleidung zu Dumping-Preisen zu verkaufen. Faire Produktion findet man hier also ganz sicher nicht.

Bild: Sabrina Pein, Global Climate Strike, 29.11.2019


   

Doch auch aus ökologischer Sicht ist die „schnelle Mode“ alles andere als gut, denn das verwendete Material hat ganz individuelle Auswirkungen auf unsere Umwelt. Aus Kunstfasern hergestellte Kleidung sondert beispielsweise bei jedem Waschvorgang Mikroplastik ab, welches über Umwegen unter anderem ins Meer gelangt, da es nicht gefiltert werden kann. Kleidung aus Baumwolle wird mit Pestiziden vergiftet und auch nach der Ernte noch mit anderen schädlichen Giftstoffen weiterbehandelt. Auch ist der Wasserverbrauch bei der Herstellung von Baumwollkleidung enorm hoch. Für Kleidung aus Wolle, Seide oder Kaschmir müssen Tiere unendlich leiden. Das chemische Färben von Textilien verunreinigt Flüsse und andere Gewässer. Die Verbrennungsanlagen in denen zu viel produzierte Kleidung landet, verpesten die Luft. Um nur einige erschreckende Aspekte aufzuzählen. Und das Konzept der „Fast Fashion“ sorgt dafür, dass all das in noch größerem Ausmaß und auch noch viel schneller geschieht.

Was also kann man bei den trüben Aussichten überhaupt noch an Kleidung tragen und kaufen? Wie kann ich dieser Umweltsünde entgehen? Ich habe mir nach und nach ein neues Bewusstsein für Mode geschaffen und angefangen umzudenken. Eine Antwort auf die schädliche schnelle Mode lautet „Slow Fashion“. Habt ihr schon mal ein Loch in eurem T-Shirt zugenäht oder habt ihr es einfach weggeschmissen, da ein neues Shirt heutzutage ja eh nicht viel kostet? Es gibt zahlreiche Repair Cafés und auch Nähworkshops für Anfänger, in denen man seine Kleidung ganz einfach reparieren kann. Und wenn man den Trick erst mal raus hat, dann macht das ganze sogar richtig Spaß. Immer mehr DIY-Werkstätten und auch Makerspaces setzen auf Upcycling, Neugestaltung und das Verschönern von Textilien. So auch das ViNN:Lab, das Teil der Fabricademy ist und unter anderem mit dessen Stickmaschine eine Möglichkeit bietet, Kleidung individuell zu verzieren.

Brauchst du denn wirklich einen neuen Rock oder eine neue Hose oder hast du nicht eigentlich schon genug? Ich persönlich ziehe eigentlich meist nur meine Lieblingssachen an und das immer wieder. So habe ich beispielsweise drei Lieblingsröcke, zwei Lieblingshosen und so weiter. Der Rest liegt mehr oder weniger nur herum, da ich ihn oft nur aus einer Laune heraus gekauft habe, ohne ihn eigentlich zu brauchen. Inzwischen überlege ich es mir also dreimal, ob ich wirklich etwas Neues benötige, wenn ich in einem Klamottenladen stehe. Als ich während meiner letzten Urlaubsreise in die Souvenir-Falle getappt bin und meine Reisetasche immer voller – zu großen Teilen auch mit Kleidungsstücken – wurde, hat mir das Buch „Ich kauf nix!“ auf unterhaltsame Weise dabei geholfen, mein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Die Protagonistin hat es sich darin zum Ziel gesetzt, ein Jahr lang keine Kleidung zu kaufen und geht auf unterschiedliche Art und Weise damit um.  

Wenn man trotzdem mal Lust auf Abwechslung im Kleiderschrank hat, so kann man sich auch Sachen besorgen, ohne all die Fast Fashion Modeketten zu unterstützen. Auf einer der zahlreichen Kleidertauschpartys zum Beispiel, welche immer mehr in Mode kommen. Dabei bringt man einfach ein paar Kleidungsstücke mit, die man sowieso nicht mehr trägt und darf sich dafür neue Lieblingsstücke heraussuchen. Durch das Tragen von sogenannter Second Hand Kleidung trägt man nämlich zumindest nichts Neues zum Umweltverschmutzung-durch-Konsum-Kreis bei.

Natürlich gönne auch ich mir hin und wieder mal ein neues Kleidungsstück. Dabei achte ich inzwischen jedoch auf (Bio-)Qualitätssiegel, veganes und plastikfreies Material und faire Herstellungsprozesse. Ich habe lieber wenige nachhaltige Kleidungsstücke, als weiterhin all die vielen Modeketten zu unterstützen, welche billig, menschenunwürdig und umweltschädlich produzieren. Welche Aspekte sind dir wichtig beim Kauf?

Bild: Tim Mitchell, Clothing Recycled, 2005, Detail © Tim Mitchell and Lucy Norris

Wenn du mehr über dieses wichtige Thema erfahren möchtest, so kann ich dir einen Besuch der Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode“ ans Herz legen, welche noch bis August nächsten Jahres im Museum Europäischer Kulturen in Berlin vorzufinden ist. Es lohnt sich, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Mir hat die Auseinandersetzung mit dem Thema gezeigt, dass man auch in alltäglichen (Kleider-)Fragen eine ganze Menge bewirken kann. Kleider machen eben nicht nur Leute, sondern können auch viel Gutes bewirken und die Welt verändern.

Wie haltet ihr es mit eurem Kleiderschrank und eurem Konsumverhalten und was denkt ihr über  „Fast Fashion“? Lasst mir gerne einen Kommentar zu euren Gedanken dazu da.

Weitere Beiträge findet ihr unter: Kleidung aus recyceltem Plastikmüll oder Nachhaltige Mode & Fair Trade Kleidung