Und es werde Grün

Einen grünen Daumen habe ich leider nicht. Noch nicht. Aber das ich nicht nur Grau in Grau wohne, ist mir dennoch wichtig. Damit meine ich nicht nur meine eigenen vier Wände, sondern auch die Stadt in der ich wohne. Wenn man auf dem Land lebt, dann hat man es zumindest in dieser Hinsicht leichter, denn die Natur liegt praktisch vor der Haustür. Felder, Wälder und grüne Wiesen sind dort meist nicht weit. Und es ist oft auch üblich, sogar eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Wie toll ist das denn? Und warum auch nicht, wenn man die perfekten Voraussetzungen dafür hat. In urbanen Lebensräumen wie Großstädten sieht es da in vielerlei Hinsicht schon etwas anders aus. Doch auch hier gibt es inzwischen zahlreiche Möglichkeiten und Ideen, die einem dem Wunsch nach etwas mehr mehr Natur, eigener Ernte und Gartenarbeit erfüllen. Ich habe mir ein paar davon mal etwas näher angeschaut.

Urbane Grünflächen können Stadtparks, Kleingärten, öffentliche Grünanlagen, Spielplätze und sogar einfach nur Bäume sein. All diese Green Spaces, wie sie im englischen Sprachraum genannt werden, sind schön und auch wichtig. Umso mehr Grünflächen eine Stadt zu bieten hat, umso höher scheint auch der Wohlfühlfaktor zu sein. Doch geht es auch kleiner und eigener. Diesen Bedürfnissen entsprechend hat sich in den letzten Jahren der Trend des „Urban Gardening“ entwickelt und etabliert. Er bedeutet nichts weiter, als das Gärtnern in städtischen Lebensräumen. Damit ist jedoch nicht gemeint, das man zum nächstbesten Park geht und dort seine Blumen nach Lust und Laune pflanzt. Man begrünt stattdessen Flächen wie den eigenen Balkon, Hinterhöfe oder Dachterrassen. Denn das ist völlig legitim und nimmt einen großen Teil des „Urban Gardenings“ ein. Anpflanzen kann man dabei eigentlich alles was man möchte und was dem Klima entsprechend auch wächst, von Tomaten über Lilien bis hin zu Kartoffeln. Das verschönert nicht nur das Stadtbild und steigert das eigene Wohlbefinden, man hat auch nach dem Do-it-yourself Konzept (DIY) etwas Eigenes erschaffen.

Mir begegnen immer häufiger Menschen, die beim Lebensmitteleinkauf auf Bioqualität, Saisonalität und Regionalität achten. Vieles findet man auch mit genau diesen Kriterien. Doch kann man diese ebenso ganz einfach erfüllen, in dem man selbst einen Teil seiner Nahrungsmittel anbaut, einem Trend, der immer beliebter zu werden scheint. Dies geht neben der Bepflanzung von Balkonen und Co. auch außerhalb des eigenen Wohnbereichs, nämlich in sogenannten Gemeinschaftsgärten, einem weiteren Aspekt des „Urban Gardening“. Hierbei bewirtschaften beispielsweise mehrere Menschen zusammen ein gemietetes Stück Land, das ganz unterschiedlich groß sein kann, in extra dafür angelegten Anlagen. Vorteil ist, das man sich trotz Alltags- und Berufsstress nicht alleine um alles kümmern muss, sondern gemeinsam bepflanzt und pflegt. Natürlich kann man so eine Gartenparzelle aber auch nur für sich mieten und alleine bearbeiten. Diese Art des städtischen Begrünen bietet vor allem Menschen mit dem Wunsch zusammen etwas wachsen und gedeihen zu lassen, verknüpft mit dem Wunsch nach mehr Selbstversorgung, einen geeigneten Raum.

Meiner Meinung nach ist es unwahrscheinlich, das man sich durch das Anbauen von beispielsweise Radieschen auf seinem Mietbeet oder das Pflegen seines Fensterbrett-Kräutertopfes den Gang zum Supermarkt dauerhaft sparen kann, doch hin und wieder etwas eigens Geerntetes zu essen, ist doch auch schön, oder nicht? Auch im Greenspace des ViNN:Labs kann man, sobald die Temperaturen es wieder zulassen, sich beispielsweise ein Hochbeet mieten, dieses bewirtschaften und sogar mit Technologien wie Selbstbewässerungsanlagen experimentieren.

Doch nicht jeder Stadtbewohner hat einen eigenen Balkon oder einen Innenhof oder die Muße sich an einem gemeinschaftlichen Gartenprojekt zu beteiligen. Muss man deshalb aufs Anbauen und Pflanzen verzichten? Nein, denn es geht auch platzsparender und vor allem vertikaler – nach dem „Vertikal Gardening“ Prinzip. Hierbei pflanzt man nicht, wie allgemein üblich, breitflächig an, sondern vertikal, also in die Höhe gehend. Dabei kann man einfach eine vorhandene Wand nutzen und diese mithilfe von beispielsweise Paletten oder übereinander genagelten Regalen begrünen. Dies sind dabei nur die einfachsten Möglichkeiten. Man kann jedoch auch kompliziertere Systeme nutzen oder mit mehr Technik im Hintergrund versehene Grünflächen erschaffen. Die Idee, dadurch auch auf sehr kleinem Raum viel Natur haben zu können, finde ich persönlich sehr schön, da sie sehr ermutigend und realistisch umzusetzen scheint für Menschen mit nur wenig Platz.

Das Prinzip des in die Höhe Anpflanzens ist somit gut für den Privathaushalt geeignet. Doch findet man es inzwischen auch in seiner Weiterentwicklung, dem „Vertical Farming“ wieder, die vor allem auf eine kommerzielle Verwendung ausgerichtet ist. Zukünftige Herausforderungen wie eine stetig wachsende (Stadt-)Bevölkerung und deren Versorgung mit Lebensmitteln sowie daraus resultierende schwindende Platzkapazitäten werden hierbei angegangen. Das Ziel ist also, auf möglichst wenig Grundfläche möglichst ertragreich zu ernten um möglichst viele Menschen zu versorgen. (Quelle: n-tv.de) Bisher scheinen diese Farmen noch zumeist Indoor mit energiesparenden LED’s betrieben zu sein, also in geschlossenen Gebäuden bzw. Räumen. Doch wer weiß, vielleicht wird es irgendwann in der Zukunft eine Verknüpfung mit „Urban Gardening“ geben und man wird vertikale Nutzflächen in größerem Stil auch an normalen Wohnhäusern finden. Dies wäre nicht nur praktisch, sondern könnte zusätzlich das Stadtbild weiter verschönern.

Die Möglichkeiten vom kreativen Anpflanzen und neuen innovativen Grünflächen in Städten sind so zahlreich, das ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Darum möchte ich zuletzt nur noch die Idee des ersten Untergrund Parks der Welt, dem „Lowline Lab“ in New York City, erwähnen. Durch raffinierte Spiegelinstallationen wird dieser Park der Zukunft trotz der Tatsache, das er sich unter der Erde befindet, mit natürlichem Sonnenlicht beleuchtet. Die Spiegel bündeln dabei das einstrahlende Licht und lenken es gezielt auf die unterirdische Fläche. Es sollen über 3000 Pflanzen in der ehemaligen Lagerhalle gepflanzt werden und eine lange Testphase hat gezeigt, das diese auch wachsen und gedeihen. Der Park war in seinen Anfängen einige Zeit für die Öffentlichkeit zugänglich und hat viele Interessierte angelockt. Nun ist die grüne Oase jedoch bis zur Fertigstellung, die für nächstes Jahr geplant ist, geschlossen. Die Verbindung zwischen Pflanzenwelt und öffentlichem Raum wird hierbei angestrebt (Quelle: thelowline.org). Man kann also wie dieses letzte Beispiel zeigt, nicht nur in die Breite oder Höhe anpflanzen, sondern sogar in die Tiefe nach unten, was eine tolle Sache ist, wie ich finde und viel Spielraum für weitere Projekte in diese Richtung bietet.

Was haltet ihr von all den Ideen, etwas mehr Grün in unseren Alltag zu bringen? Habt ihr selber Beete oder Blumentöpfe die ihr bepflanzt? Was kennt ihr für coole Zukunftsideen um unsere städtische Welt wieder etwas grüner zu machen? Lasst es mich gerne wissen.