#Wir bleiben Zuhause und langweilen uns nicht

Foto: Sabrina Pein

Seit einigen Wochen heißt es aufgrund der aktuellen Corona-Krise, wenn möglich, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Natürlich kann man weiterhin in den Superläden Lebensmittel einkaufen oder auch spazieren und laufen gehen. All dies nach Möglichkeit natürlich alleine und mit viel Abstand zu anderen Individuen. Viele öffentliche Plätze sind nun tagein tagaus wie leergefegt und auch in der S-Bahn muss man sich nun keine Sorgen mehr um einen Sitzplatz machen. Das öffentliche Leben wurde zu großen Teilen stillgelegt. Man kann nun nicht mehr nach Feierabend ins Einkaufscenter gehen und ein paar Klamotten shoppen. Die Welt des Onlinehandels boomt dafür zur Zeit so richtig. Auch der Restaurantbesuch beim Italiener im großen Kreise der Familie anlässlich eines Geburtstages muss nun ausfallen. Konzepte wie Take-Away und Lieferservice dominieren dafür vielerorts gerade die Gastronomielandschaft. Ja nicht einmal zur Schule, Uni oder ganz normal zur Arbeit kann man mehr gehen. Stattdessen sind Homeoffice und Online-Lernen angesagt. ‚Social distancing‘ ist das Stichwort und erfährt aktuell eine ganz neue Bedeutung.

Auch die Welt des Internets macht gerade ganz unterschiedliche Entwicklungen durch. Hashtags wie #stayhome und #wirbleibenzuhause überfluten das Internet. Dieser ungewöhnliche Ausnahmezustand lässt eine ganz eigene Online-Kultur entstehen und verändert das Leben vieler Menschen. Jetzt wo der ganz normale Alltag bestehend aus Schule oder Arbeit, vielfältigen Sport- und Kulturangeboten wegfällt, fällt vielen Menschen erst auf, wie angenehm und selbstverständlich all diese Möglichkeiten für uns doch sind.

Das ständige Zuhause sein und der soziale Rückzug, also Verhaltensweisen die jetzt unseren Alltag dominieren, sind für viele Menschen nicht ganz einfach. Die Ausbreitung des Virus können wir so wahrscheinlich am besten verhindern, weshalb wir alle diese Maßnahmen auch weiterhin einhalten sollten. Doch zumindest mir fällt so langsam die Decke auf den Kopf und das ich alleine wohne, ist dabei nicht gerade hilfreich. Vielen Menschen droht ein Lagerkoller bei anhaltender Abschottung und auch die Zahlen von häuslicher Gewalt steigen aktuell (Quelle: tagesspiegel.de). Zudem sind Menschen mit psychischer Erkrankung durch die Isolation besonders belastet.

Darum ist es meiner Meinung nach derzeit besonders wichtig, nach Möglichkeiten zu suchen, um sich das Leben in dieser doch recht einschränkenden Situation so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei ist insbesondere die Online-Welt mit ihrem derzeitigen Wandel ein ganz toller Retter wie ich finde, darum habe ich einmal ein paar Aktionen und Anregungen zusammengetragen.

Quelle: streamaid.twitch.tv

Vergangenes Wochenende habe ich auf der bekannten Streaming Plattform ‚Twitch‘ zeitweise das Wohltätigkeitsevent „Twitch Stream Aid 2020“ verfolgt, bei dem Spenden für den ‚COVID-19 Solidaritätsfond der WHO‘ (covid19responsefund.org) gesammelt wurden. Ein großer Teil der Show bestand aus talentierten und teilweise sogar bekannten Musikern, die ein oder auch mehrere Lieder performt und die Zuschauer somit auf ganz tolle Art und Weise unterhalten haben. Insbesondere in musikalischer Richtung gibt es seit Beginn der Krise viele tolle Möglichkeiten im virtuellen Raum zu entdecken wie ich finde.

Als Fan der klassischen Musik kann man sich beispielsweise weiterhin auf einen Besuch in der Berliner Philharmonie freuen (Quelle: digitalconcerthall.com). Die Konzerte finden nun zwar im digitalen Konzertsaal statt, sind deswegen aber bestimmt nicht weniger gut. Und wenn es regnet, dann muss man sich gar nicht ärgern, denn man genießt die Komposition ja sowieso von Zuhause aus. Wenn man regelmäßig Ausschau hält, dann findet man übrigens auch immer wieder mal Konzerte von Musikern modernerer Stilrichtungen, die in der Zeit der Krise einmalig und von Zuhause aus auftreten.

Quelle: mediengeschichte.dnb.de

Gleiches gilt auch für Theaterstücke. Auf nachtkritik.de kann man sich beispielsweise Online Spielpläne anschauen und so entscheiden, welches Stück in welchem Theater einem zusagt. Oft handelt es sich um Aufzeichnungen aus vergangenen Zeiten, doch viele Theaterhäuser haben anlässlich der Krise tolle Ein-Mann-Stücke oder Lesungen kreiert. Ja und sogar ein Museumsbesuch muss nicht unbedingt ausfallen. Als großer Bücherwurm finde ich zum Beispiel die tolle virtuelle Ausstellung „Zeichen – Bücher – Netze“ der Deutschen Nationalbibliothek über die Geschichte des Buches sehr gelungen (Quelle: mediengeschichte.dnb.de). Neben interessanten Ausstellungsstücken und einer ansprechenden Aufmachung wird man hier auch durch informative Texte begleitet. Durch ein anschließendes Quiz und sogar ein Besucherbuch, in dem man sich verewigen kann, ist sogar eine Interaktion gegeben. Speziell diese Ausstellung ist zwar nicht ganz neu und sogar schon einige Jahre alt. Doch stellt sie dadurch ein gutes Beispiel für viele Museen und ähnliche Einrichtungen dar, die nun anlässlich der aktuellen Situation ähnlich tolle virtuelle Touren kreiert haben oder gerade dabei sind.

Auf das Prinzip des virtuellen Erlebens und online Stattfinden wird gefühlt nun vieles umgestellt. Da können wir uns eigentlich glücklich schätzen, so eine Pandemie in der heutigen Zeit zu erleben. Zumindest empfinde ich es so. Die kulturellen Möglichkeiten sind trotz der Beschränkung Zuhause zu bleiben recht vielfältig. Doch neben der Anregung von Geist und Seele will oftmals auch der Körper betätigt werden. In meinem Fall sind zum Beispiel gleich zwei wöchentlich regelmäßig stattfindende Sportveranstaltungen ausgefallen. Als Läufer/in bleibt einem glücklicherweise zwar immer noch die freie Natur, doch viele andere Sportangebote fallen aufgrund der Einschränkungen zur Zeit leider weg. Um dem entgegen zu wirken, bieten zum Beispiel viele Unis nun Online-Hochschulsport-Kurse an, was ich total super finde. Man meldet sich einfach für das entsprechende Programm an und nimmt dann per Videokonferenz von Zuhause aus teil. Auch findet man viele bereits fertig gestellte Aufzeichnungen um zeitlich flexibel bleiben zu könne. Eine gute Übersicht über „Hochschulsport in Zeiten von Covid-19“ findet man zum Beispiel hier: www.adh.de/service/hsp-onlinekurse.

Aber auch nicht universitäre Einrichtungen wie Vereine oder Yoga-Studios rüsten sich nun sportlich für die Krise aus und verlagern ihr Sportangebot einfach ins Internet. So ist eigentlich für jeden etwas dabei und das Angebot an qualitativ guten Möglichkeiten bleibt groß. Brandenburgs größter Sportverein SC Potsdam hat beispielsweise die Aktion „Friday For Fitness“ ins Leben gerufen und stellt nun wöchentlich drei Sportvideos frei zur Verfügung. Diese sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade unterteilt und decken verschiedene Disziplinen wie Yoga, Bauche-Beine-Po oder auch Intervalltraining ab. (Quelle: www.pnn.de)

Quelle: maker-faire.de

Zuletzt möchte ich noch auf die Menschen zu sprechen kommen, die wie ich gerne eigene Ideen verwirklichen, bastelfreudig sind und gerne mal in ein Kreativlabor wie dem ViNN:Lab gehen. Auch für uns ist es derzeit nicht immer einfach. Die in solchen Einrichtungen oft vorhandenen Geräte wie ein Lasercutter oder ein 3D-Drucker kann leider auch ein Online-Video nicht ersetzen und nur die wenigstens haben solche Technologien Zuhause. Dennoch gibt es auch hier zahlreiche Möglichkeiten, den eigenen Kreativitätssinn trotz der Abschottung und auch ohne all die technischen Geräte weiterhin auszuleben. Do it yourself (DIY) ist hier das Motto. Viele tolle Ideen zum selber bauen, basteln und tüfteln findet man dabei – mal wieder – im Internet. So hat beispielsweise die „Maker Faire“, die weltweit stattfindende „Festivals für Inspiration, Kreativität und Innovation“ veranstaltet, eine tolle Seite mit vielen Artikeln über Projekte für die Corona Zeit eingerichtet. Von selbst gemachter Kreide über Upcycling-Vorschläge bis hin zu beeindruckenden DVD-Spektrometern wird hier (maker-faire.de) ganz sicher jeder fündig.

Und auch anderorts findet man tolle Anregungen. Natürlich kann man seine Projekte auch einfach schon so weit vorbereiten, das man sie wenn alles, auch das ViNN:Lab, wieder geöffnet hat, beispielsweise sofort 3D-drucken kann.

Wie man also zusammenfassend sieht, hat man reichlich tolle Optionen sich zu beschäftigen. Zahlreiche Institutionen und auch Einzelpersonen geben sich große Mühe, ein vielfältiges Angebot auf die Beine zu stellen um uns allen die Zeit angenehmer zu gestalten. Nun heißt es, weiterhin durchhalten und sich dank des tollen Angebots nicht zu langweilen. Und wem das alles nichts ist, der besinnt sich einfach auf sich selbst und liest ganz klassisch ein spannendes Buch.

Wie vertreibt ihr euch aktuell die Zeit Zuhause? Welche alternativen Angebote nutzt ihr zur Zeit? Habt ihr kreative Ideen die man ganz leicht in den eigenen vier Wänden umsetzen kann? Ich würde mich freuen, davon zu lesen.